Freitag, 29. September 2017

Berkeley #5 - Mal so allgemein über USA und Berkeley

Diese Woche sind nur mittelspannende Dinge passiert...tagsüber wird gearbeitet, abends sind wir mal ein Bier trinken gegangen im  Westbrae's Biergarten oder haben den leider echt schlechten FIlm X-Men: Apocalypse auf des Mitbewohners Riesen-TV und mit seinem HBO-Account geguckt.
Deswegen  kommen jetzt einfach ein paar allgemeine Worte zu Berkeley und zu den USA:
  • In Berkeley riecht es immer ein bisschen nach einer Mischung aus mediterranen Düften und Nadelbäumen. Könnte daran liegen, dass überall Nadelbäume stehen.
  • Die Sportbegeisterung ist echt verrückt hier: für ein College-Football-Spiel zahlt man locker um die 50$ für ein Ticket. Das Memorial Stadium ist fast so groß wie das Stadion des BVB (Berkeley hat nur gut 110.00 Einwohner...). Am Spieltag ist zumindest im westlichen Teil Berkeleys, wo das Stadion ist, Ausnahmezustand. Die College-Football-Teams haben hier echt den Status von Profifußballmannschaften bei uns. 
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  • Dementsprechend ist das Merchandising der Uni, der die Mannschaft angehört, immens: wo man an meiner Alma Mater RUB nur vereinzelt mal ein RUB-Shirt sieht, springen einem das Logo, die Bears (besagtes Team) und die Farben (dunkelblau-gelb) in jeder Form und Farbe quer durch den ganzen Kleiderschrank immer und überall entgegen. Das ist hier regelrecht identitätsgebend!
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  • Diese absolut superfreundliche Art der Amis ist...interessant. "Hey, how are you" an jeder Kasse, in jedem Uber, immer und überall. Es kam mir häufig ätzend oberflächlich und aufgesetzt vor und ichfand es albern.Wenn es das Gegenüber sowieso nicht juckt, wie es einem WIRKLICH geht... (und das tut es wirklich nicht...) Und so langsam merke ich: es ist einfach die herrschende Höflichkeitsform hier. Und es gibt Blöderes, als selbst von der Busfahrerin oder dem Cafeteriakassierer superfreundllich mit "Hey, how's your day?" begrüßt zu werden. Also einfach freundlich lächeln, "Fine, how is yours?" zurückfragen und man hatte gleich schon gefühlt ein bis zwei nette Begegnungen mehr am Tag.
  • Nach ein paar Tagen hier kann ich sagen: sooooo megateuer ist es hier doch nicht. Klar, teurer als in Deutschland auf jeden Fall. Aber mit ein bisschen Recherche kann man auh hier ganz gut essen. Sogar in einigen Restaurants zahlt man nur unwesentlich mehr als bei uns. Was teuer ist: gutes Fleisch. Das stört die Veggietante in mir aber nur peripher. Bei allem anderen findet man bezahlbare Dinge. Das
  • Autofahren ist hier auf jeden Fall preiswerter. Die wenigsten kommen auf die Idee, ÖPNV zu nutzen. Man ubert oder lyftet durch die Gegend. AUch Mietwagen und Benzin sowieso sind echt preiswert. Nicht sehr nachhaltig, aber wem kann man es verübeln, die preiswerteste Variante zu benutzen? Schwierig... wird in Deutschland ja auch anders geregelt, da ist der ÖPNV ja stark subventioniert, richtig? Und auf dem Land (Grüße ins Münsterland und an die Nordsee) ist man ja auch drauf angewiesen. 
  • Ganz Berkeley ist ein großer Hügel mit wiederum vielen kleinen Hügeln. Ich bewundere die doch recht große Menge an Leuten, die Fahrrad fahren. Gerade viele Mitarbeiter des LBNL nehmen "uphill", also bergauf, den kostenlosen Shuttlebus und fahren nach Hause in einem Schwung mit dem Fahrrad runter. 
  • In Berkeley sind alle schlank. Da man selbst vom Parkplatz des Autos noch bergauf gehen oder Treppen nehmen muss, bewegt man sich viel. Und da insbesondere die Studis sich das Ubern nicht immer leisten können, wird gelaufen, geskatet, oder Fahrrad gefahren. Auch joggen hier echt viele Leute - trotz der Hügel. Die Sportlichkeit und Schlankheit scheint übrigens in Kalifornien überall in zu sein. Aus San Diego berichtete ein Arbeitskollege das Gleiche. Noch was: hier raucht einfach keiner!
  • Ein gewisses Umweltbewusstsein macht sich breit. Der Shuttlebus hoch zum LBNL schlägt vor, doch bitte einmal pro Woche nicht das Auto zu nehmen, sondern ein nachhaltiges Fortbewegungsmittel (witzig, die, die im Bus sitzen, machen das ja schon). Es wird viel Wert auf Recyclong gelegt. Der große Safeways-Supermarkt in Downtown hat eine sehr große Unverpackt-Abteilung. Sehr viel Essen im Restaurant und im SUpermarkt ist Bio, Vollkorn, Veggie, Vegan. Immer mehr Klos haben die (in Dland schon laaaaange etablierte) Wassersparfunktion. Man sieht echt viele E-Autos und Hyprid-Fahrzeuge (yeah!). To-Go-Essen wird meist in Eierkarton-artigen Pappbehältern gereicht. Im Supermarkt werben sie stark für Mehrweg-Einkaufstaschen. Die Leute haben häufig Trinkflaschen und Thermobecher dabei. Es raucht keiner, also keine Ziggistummel. Es wird also. Zwar sieht man hier den bösen teuflischen Einwegkaffeebecher noch echt oft. Und es wird auch gerne verpackt und eingetütet. Aber für amerikansiche Verhältnisse wird es immer besser. 
Das war's erstmal mit den Berkeley News. Vielleicht ist noch erwähnenswert, dass diese Woche theoretisch "free speech week" war. Im Sinne einer offenen Diskussionskultur werden in das linke demokratische Berkeley von der Uni konservative, republikanische Sprecher eingeladen. In der Vergangenheit war das Anlass für Proteste, Vandalismus und Gewaltausschreitungen der allerfeinsten Sorte. Diese Woche war es relativ ruhig, wie ich fand. Es war nicht das Ausmaß an Eskalation, wie ich es nach Februar erwartet hatte. Übrigens ein weiteres Beispiel, dass, egal welcher Extremismus, absolut widerwätig ist, ist das Video darüber, wie linke Demonstranten einen Konservativen über den Campus jagen (übrigens genauso wie Konservative die Antifa, beruht also auf Gegenseitigkeit). EInfach bei Youtube "Berkeley" eingeben. Tolerante Diskussionskultur müssen die Amis also selbst hier noch lernen.

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