Dienstag, 19. Dezember 2017

Uniform!

Als Schülerin fand ich den Gedanken, dass in Ländern wie England oder Japan alle Kinder ein und dieselbe Schuluniform tragen, total furchtbar. Es kam mir vor wie ein Zwang, eine Einschränkung der Individualität, ein Bevormunden.
Was insofern interessant und fast schon widersprüchlich ist, weil ich selber in meiner Jugend Mobbingopfer war aufgrund der Klamotten, die ich trug. (Ja, Bullys nehmen jeden Furz als Grund, jemanden zu mobben.)

Mit den Jahren (jetzt Anfang 30) hält die Weisheit in mein Hirn Einzug, zusammen mit der Erkenntnis, was für Vorteile eine Uniform oder eine gewisse Kleiderordnung hat:

1. Es entsteht eine Art Identifikation mit der Institution, eine Widererkennung untereinander auch außerhalb, eine Abhebung von anderen. In den USA sind die Uniformen ja sogar Zeichen elitärer Privatschulen. Als in NRW Studiengebühren eingeführt wurden, hat meine Fachschaft allen Erstsemestern eine Umhängtasche im Fakultätsdesign mit Arbeitsmaterialien zusammengestellt. Das Feedback: "Voll witzig, wenn man am anderen Ende des Campus die Tasche entdeckt, wo man sie gar nicht vermutet hätte."

2. Im Lern- und Berufsleben sollte zählen, wie du arbeitest, ob du schlau bist, teamfähig, zuverlässig (oder was auch immer für deine Tätigleit wichtig ist). Und nicht, ob du dir Buffallo-Schuhe und Dickies-Hosen leisten kannst (Jugend in den 90ern lässt grüßen). Man eliminiert zum Großteil einfach das Kommentieren und Bewerten von Klamotten als Mobbing- und Diskussionpunkt. Und spätestens seit Serien wie Gossip Girl wird uns auch klar, dass die Abhebung von z.B. Mitschülern dann trotzdem stattfindet darüber, welche Tasche man hat, welchen Mantel man drüber zieht. Der Individualität der Einzelpersonen ist trotzdem noch ein bisschen Raum gegeben.

3. Man müsste sich deutlich weniger Gedanken um Klamotten machen. Es wäre einfach vollkommen klar, dass man aus den wenigen Varianten, die so eine Uniform bieten würde, schnell irgendwie wählen kann. Was das für Zeit und Nerven sparen würde...

4. Man bräuchte an sich viel weniger Klamotten. Ein Großteil der Zeit wäre ja schon geregelt durch den Dresscode. Für die Freizeit könnte man sich wenige durchdachte Outfits anschaffen. Das wäre sowieso viel nachhaltiger. Und das Wochenende hätte schon dadurch was Besonderes, dass man sich regelrecht "verkleiden" könnte und man diese Tage nutzen könnte, die eigene Botschaft, den eigenen Stil viel durchdachter nach außen zu tragen.

Ich höre schon den Aufschrei der Leute, die sehr gerne Klamotten kaufen, sich darüber Gedanken machen, ihre Outfits zusammenzustellen... der Hashtag #ootd (outfit of the day) bei Instagram würde klägliche Einbrüche erleben. Jedoch sollte sich meiner Meinung nach das Individuum wünschenswerterweise lieber abheben durch andere Qualitäten als dadurch, was für Klamotten man einkauft, oder? Und die Konsumkritikerin in mir würde sich freuen, dass wir weniger, dafür ausgewählter Klamotten konsumierten.
Auch die FAZ schreibt in einem Artikel, dass es sich lohnt, vorbehaltslos darüber zu diskutieren. Dass es offensichtlich messbare Verbesserungen in Sachen Gewalt, Mobbing und Disziplin an Orten gibt, die Uniformen eingeführt haben. Wenn wir es jetzt noch schaffen, dass die Uniformen nicht nur aus Röcken für Mädchen und Stoffhosen und Schlips für Jugen bestehen...
Fangen wir an wie meine Schülervertretung damals oder Doktorandenvertretung jetzt: einfach mal T-Shirts, Longsleeves, Hoodies in normalen Farben wie Dunkeblau oder Grau mit dem Logo zu bedrucken. Feddich.
In den USA sind die Merchandise-Artikel der eigenen Alma Mater etwas, das man mit Stolz trägt. Das dient als Smalltalk-Start, Türöffner zu Netzwerken und wie gesagt auch Identifikation.
In armen Ländern kann die Schuluniform mit Stolz getragen werden, weil sie verschleiert, dass das Geld für andere Klamotten vielleicht gar nicht reicht. Spielt aber keine Rolle. Die Gleichheit der Uniform ist auch eine Chance.

(Geschrieben in meinem neuen Instituts-Hoodie)

Freitag, 20. Oktober 2017

Berkeley #6 - Gar nicht Berkeley, sondern Lake Tahoe

Am zweiten WE haben wir uns ein Auto gemietet und wollten nochmal raus.
Ursprünglich war Yosemite National Park geplant. Jedoch schien es dort ein paar Brände zu geben und wir haben uns dagegen entschieden.
Der nächste Tipp, der von der lieben Kollegin Giuseppina empfohlen wurde, war der Lake Tahoe.

Also ab ins Auto (mal wieder: super preiswert) und ab auf den Freeway nach Sacramento und dann weiter durch die Landschaft bis nach South Lake Tahoe.
Das Wetter war ein Traum: klarer blauer Himmel, strahlender Sonnenschein. Interessanterweise ist es dort doch einen Hauch frischer als im Rest Kaliforniens. Kein Wunder: es ist bergig, waldig, drumherum liegen Skigebiete.
Es war eine ganz andere Welt und ein Kontrastprogramm zur Bay Area: in den Nebenstraßen gab es keine Bürgersteige, die Straßen waren einfach 20m breit, alles war voll mit Hotels, gigantische Tannenzapfen lagen zuhauf herum. Und die Baumdichte war bedeutend höher. Es hatte was von Provinz, Kleinstadt, Ruhe.
Wir haben uns eine nette "moderate" Wanderung herausgesucht: gute 11 Meilen, hoch in die Berge mit traumhaftem Blick über den Tahoe-See vom Gipfel aus, an kleinen Bergseen vorbeikommend.
Los ging's an der Emerald Bay und dann 3 Stunden ganz ordentlich bergauf. Ich schlappe Nudel kam auf jeden Fall an meine Grenzen und verfiel gegen Ende ins Nörgeln. Dafür haben die Aussicht auf den großen See, der glasklare kleine Eagle Lake, die kleinen Streifenhörnchen und die tolle Natur entschädigt. Weil wir uns total verschätzt hatten, wie lange es dauert, gut 900 Höhenmeter zu besteigen, mussten wir uns die Runde "oben" auf Gipfelhöhe sparen und einen schnellen Abstieg bei Sonnenuntergang und im Dunkeln machen

Abends wollten wir nicht mal mehr in ein (vollkommen überteuertes, da Touriregion) Restaurant, sondern haben uns Mikrowellenzeug und Rotwein für aufs Zimmer gekauft.

Am nächsten Tag sind wir aufgebrochen, um uns ein Kayak zu mieten und ein bisschen über den See zu paddeln. Pech nur: die Saison war quasi vorbei, alle erschwinglichen Verleihe hatten zu. Also sind wir am See entlang gefahren und haben die Aussicht genossen. Als letzten kleinen Zwischenstopp wollten wir noch ein Picknick am Strand von Tahoe City machen - und siehe da: ein Kayakverleih.
So kamen wir doch noch auf 3 Stunden Paddelei und zu ein wenig Sonnenbrand.


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Hier noch ein paar Tipps:

Guckt euch nicht nach kleinen Hotels explizit mit Frühstück um - wenn sie welches anbieten, ist es total lächerlich-kläglich, ungemütlich, purer Zucker. Dann lieber im Supermarkt ein Sandwich kaufen.
Das Hotel, was ein besseres Motel war, hatte im Zimmer Kühlschrank und Mikrowelle (cool), jedoch kein Besteck oder Geschirr oder Korkenzieher (nicht cool). Stattet euch minimalistisch mit sowas aus.

Man muss Eintritt in (manche) Nationalparks zahlen (dort: 5$ insgesamt), was zur Pflege und Instandhaltung der Wege und der Natur verwendet wird. Läuft auf Vertrauensbasis (Geld in Umschlag in Kasten, Beleg hinter Windschutzscheibe). Bitte Bargeld dabei haben - sinnvolle Investition.
AllTrails-App: Wanderwege-App - sehr zu empfehlen. Unsere Wanderung: Granite Lake, Dick's Lake, Velma Lake, Eagle Lake - Stufe "moderate". 

Freitag, 29. September 2017

Berkeley #5 - Mal so allgemein über USA und Berkeley

Diese Woche sind nur mittelspannende Dinge passiert...tagsüber wird gearbeitet, abends sind wir mal ein Bier trinken gegangen im  Westbrae's Biergarten oder haben den leider echt schlechten FIlm X-Men: Apocalypse auf des Mitbewohners Riesen-TV und mit seinem HBO-Account geguckt.
Deswegen  kommen jetzt einfach ein paar allgemeine Worte zu Berkeley und zu den USA:
  • In Berkeley riecht es immer ein bisschen nach einer Mischung aus mediterranen Düften und Nadelbäumen. Könnte daran liegen, dass überall Nadelbäume stehen.
  • Die Sportbegeisterung ist echt verrückt hier: für ein College-Football-Spiel zahlt man locker um die 50$ für ein Ticket. Das Memorial Stadium ist fast so groß wie das Stadion des BVB (Berkeley hat nur gut 110.00 Einwohner...). Am Spieltag ist zumindest im westlichen Teil Berkeleys, wo das Stadion ist, Ausnahmezustand. Die College-Football-Teams haben hier echt den Status von Profifußballmannschaften bei uns. 
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  • Dementsprechend ist das Merchandising der Uni, der die Mannschaft angehört, immens: wo man an meiner Alma Mater RUB nur vereinzelt mal ein RUB-Shirt sieht, springen einem das Logo, die Bears (besagtes Team) und die Farben (dunkelblau-gelb) in jeder Form und Farbe quer durch den ganzen Kleiderschrank immer und überall entgegen. Das ist hier regelrecht identitätsgebend!
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  • Diese absolut superfreundliche Art der Amis ist...interessant. "Hey, how are you" an jeder Kasse, in jedem Uber, immer und überall. Es kam mir häufig ätzend oberflächlich und aufgesetzt vor und ichfand es albern.Wenn es das Gegenüber sowieso nicht juckt, wie es einem WIRKLICH geht... (und das tut es wirklich nicht...) Und so langsam merke ich: es ist einfach die herrschende Höflichkeitsform hier. Und es gibt Blöderes, als selbst von der Busfahrerin oder dem Cafeteriakassierer superfreundllich mit "Hey, how's your day?" begrüßt zu werden. Also einfach freundlich lächeln, "Fine, how is yours?" zurückfragen und man hatte gleich schon gefühlt ein bis zwei nette Begegnungen mehr am Tag.
  • Nach ein paar Tagen hier kann ich sagen: sooooo megateuer ist es hier doch nicht. Klar, teurer als in Deutschland auf jeden Fall. Aber mit ein bisschen Recherche kann man auh hier ganz gut essen. Sogar in einigen Restaurants zahlt man nur unwesentlich mehr als bei uns. Was teuer ist: gutes Fleisch. Das stört die Veggietante in mir aber nur peripher. Bei allem anderen findet man bezahlbare Dinge. Das
  • Autofahren ist hier auf jeden Fall preiswerter. Die wenigsten kommen auf die Idee, ÖPNV zu nutzen. Man ubert oder lyftet durch die Gegend. AUch Mietwagen und Benzin sowieso sind echt preiswert. Nicht sehr nachhaltig, aber wem kann man es verübeln, die preiswerteste Variante zu benutzen? Schwierig... wird in Deutschland ja auch anders geregelt, da ist der ÖPNV ja stark subventioniert, richtig? Und auf dem Land (Grüße ins Münsterland und an die Nordsee) ist man ja auch drauf angewiesen. 
  • Ganz Berkeley ist ein großer Hügel mit wiederum vielen kleinen Hügeln. Ich bewundere die doch recht große Menge an Leuten, die Fahrrad fahren. Gerade viele Mitarbeiter des LBNL nehmen "uphill", also bergauf, den kostenlosen Shuttlebus und fahren nach Hause in einem Schwung mit dem Fahrrad runter. 
  • In Berkeley sind alle schlank. Da man selbst vom Parkplatz des Autos noch bergauf gehen oder Treppen nehmen muss, bewegt man sich viel. Und da insbesondere die Studis sich das Ubern nicht immer leisten können, wird gelaufen, geskatet, oder Fahrrad gefahren. Auch joggen hier echt viele Leute - trotz der Hügel. Die Sportlichkeit und Schlankheit scheint übrigens in Kalifornien überall in zu sein. Aus San Diego berichtete ein Arbeitskollege das Gleiche. Noch was: hier raucht einfach keiner!
  • Ein gewisses Umweltbewusstsein macht sich breit. Der Shuttlebus hoch zum LBNL schlägt vor, doch bitte einmal pro Woche nicht das Auto zu nehmen, sondern ein nachhaltiges Fortbewegungsmittel (witzig, die, die im Bus sitzen, machen das ja schon). Es wird viel Wert auf Recyclong gelegt. Der große Safeways-Supermarkt in Downtown hat eine sehr große Unverpackt-Abteilung. Sehr viel Essen im Restaurant und im SUpermarkt ist Bio, Vollkorn, Veggie, Vegan. Immer mehr Klos haben die (in Dland schon laaaaange etablierte) Wassersparfunktion. Man sieht echt viele E-Autos und Hyprid-Fahrzeuge (yeah!). To-Go-Essen wird meist in Eierkarton-artigen Pappbehältern gereicht. Im Supermarkt werben sie stark für Mehrweg-Einkaufstaschen. Die Leute haben häufig Trinkflaschen und Thermobecher dabei. Es raucht keiner, also keine Ziggistummel. Es wird also. Zwar sieht man hier den bösen teuflischen Einwegkaffeebecher noch echt oft. Und es wird auch gerne verpackt und eingetütet. Aber für amerikansiche Verhältnisse wird es immer besser. 
Das war's erstmal mit den Berkeley News. Vielleicht ist noch erwähnenswert, dass diese Woche theoretisch "free speech week" war. Im Sinne einer offenen Diskussionskultur werden in das linke demokratische Berkeley von der Uni konservative, republikanische Sprecher eingeladen. In der Vergangenheit war das Anlass für Proteste, Vandalismus und Gewaltausschreitungen der allerfeinsten Sorte. Diese Woche war es relativ ruhig, wie ich fand. Es war nicht das Ausmaß an Eskalation, wie ich es nach Februar erwartet hatte. Übrigens ein weiteres Beispiel, dass, egal welcher Extremismus, absolut widerwätig ist, ist das Video darüber, wie linke Demonstranten einen Konservativen über den Campus jagen (übrigens genauso wie Konservative die Antifa, beruht also auf Gegenseitigkeit). EInfach bei Youtube "Berkeley" eingeben. Tolerante Diskussionskultur müssen die Amis also selbst hier noch lernen.

Mittwoch, 27. September 2017

Berkeley #4 - Point Reyes

Am Sonntag haben wir uns ein Auto gemietet und sind in das Schutzgebiet Point Reyes gefahren, zusammen mit meinem Frenchie und einer weiteren deutschen Kollegin hier.

Ein Auto zu mieten ist ja echt nicht teuer... Autos haben hier halt eine große Lobby. Gut für unser Portemonnaie :-)

Also alle eingesammelt, im Supermarkt noch ein bisschen Picknickkram eingekauft und los.
Obwohl die Bay Area vollgepackt mit Leuten, Unis, Industrie und Wohngebieten ist, ist man nach 20 Minuten Fahrt über 5-spurige Highways und die Richmond-San Rafael-Brücke (mit hübscher Aussicht) kurz hinter San Rafael mitten in der Pampa.
Wir wollten zum nordwestlichen Bereich des Gebiets und tuckerten über nur so mittelgute Straßen über Hügel und durch sehr abwechslungsreiche Vegetation (mal trocken-südlich, mal saftig-waldig, mal Küstenlandschaft) durch das wirklich sehr schöne Gebiet.

Doch gleich vorweg: außer Wandern kann man da nicht viel machen. Kein Vergnügungspark, keine Souvenirshops, kein Meckes. ABsolut herrlich und ein willkommenes Kontrastprogramm zur Stadt. Zwar braucht man definitv ein Auto, um durch das Gebiet zu kommen. Aber unabhängig davon wandert man dann durch die Natur und fertig.
Die Wege sind gut ausgeschildert und die Aussicht und das Naturerlebnis sind einfach nur wunderbar.
Gepicknickt haben wir am North Beach, wo die Pazifikwellen ein ordentliches Getose veranstalten.
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Dann haben wir einen kurzen Abstecher in Richtung Chimney Rock gemacht, wo wir von Weitem ein paar Seeelephanten bewundert haben, die trompetend oder schlafend an ihrem Strand lagen.
Dann sind wir zurück in den östliche Teil von Point Reyes gefahren und sind auf den Mount Wittenberg gewandert und haben unterwegs eine wunderbare Aussicht genossen.
Auf dem Rückweg nach Berkeley wurden wir - zum Glück - bei Stinson Beach auf eine Umleitung über den Panoramic Highway gelenkt und durften den wohl schönsten Sonnenuntergang erleben.
Zusammenfassend: wir haben eigentlich die ganze Zeit nur die Aussicht genoßen. :-)

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Gerne mehr lesen? Hier: Wikipedia
 

Freitag, 22. September 2017

Berkeley #3

Einen Visitro'S Pass für das Forschungszentrum habe ich immernoch nicht (Fehlermeldung beim Generieren), aber wen juckt's. Die Busfahrer, die die Shuttlebusse hoch zum Lab fahren, jedenfalls nicht, denen reicht die Info, dass ich Gast bin. Somit kann der Bus brav durchs Tor fahren ohne weitere Kontrollen und alle sind glücklich.

Was Autofahren angeht, sind die Amis ja auch so ein Völkchen für sich: zumindest fahren sie hier in Berkeley normalsterbliche Autos und nicht nur die mega SUV, Dodge, Pickup Trucks und megariesigen Karren wie in Florida. Häufig sieht man den Toyota Prius Hypbrid... den Sprung zum E-Auto scheinen die Amis gerade besser zu schaffen als Deutschland. Aber ansonsten...Autofahren ist hier abenteuerlich: es gibt einen Haufen Kreuzungen, an denen an allen 4 Mündungen Stop-Schilder stehen und es dementsprechend kompliziert und kommunikationsbasiert abläuft. Man muss über puren Blickkontakt klären, wer fährt. Das führt zu extremen Rückstaus, die mehr als unnötig sind. Warum man das nicht mit einer klaren Regel wie "rechts vor links" oder Kreisverkehren regelt...keine Ahnung.

Heute gab's in der Kantine mal einen Teller von der Salatbar - und gucke da, ich bin satt geworden für unter 6$. Vielleicht muss ich mein Urteil noch revidieren...
Auch Barney's gestern abend war durchaus erschwinglich, vergleichbar mit Burgerpreisen im Bermuda3eck.
Wir haben gestern Abend übrigens auf das doch sehr bequeme Angebot des Uberns verzichtet und sind vom Panoramic Hill runter nach Downtown Berkeley zum Burgerladen gelaufen. Wir haben dabei gleich mal einen Spaziergang quer über den Campus gemacht - also da ist es wirklich fein. Schicke Unis bauen können die ja echt hier. Alles ist top gepflegt, begärtnert, kein Müll, kein Blatt vom Baum liegt herum, alles ist top in Schuss und stilvoll. Das hat mich Ruhrpottkind schon sehr beeindruckt. Aber der äußere Schein trügt: das amerikanische Unisystem bringt mich - unabhängig von hübschen Gebäuden - ja doch sehr auf die Palme. Andere Geschichte...
Morgen will ich mal auf den Farmers Market in Downtown und am Nachmittag kommt mein Frenchie dann auch schon an. Der hat sich übrigens im YMCA eingebucht - echt schräg. Das steht ja für Young Men Christian Association und scheint auch eine Art Beherbergung anzubieten...scheint mir alles noch etwas seltsam, aber nun gut, er wird berichten. Die Hostels, AirBnBs und Hotels waren ihm alle zu "dodgy" - heikel. Aha..
Jedenfalls ubern wir morgen rüber nach SF und feiern Oktoberfest by the Bay. Hab ich zwar in Deutschland noch nie mitgemacht, aber sicher doch in den USA! Schön mit Blaskapelle und im Dirndl. Muss sein.

Für Sonntag haben wir uns ein Auto gemietet und wollen mit dem Frenchie und einer anderen deutschen Freundin hier nach Pont Reyes zum Wandern und Seeelephantengucken aufbrechen. Muss sehr schön sein.
So, nu wisster Bescheid.
Am WE werde ich nicht viel bloggen, aber wenn ich am Montag einen Ablenkung vom Doktorarbeitschreiben suche, habe ich sicherlich ne Menge zu berichten.
Salut!

Donnerstag, 21. September 2017

Berkeley #2

So langsam komme ich hier an, der Jetlag ist kaum noch da. Übrigens: schönes anderes Wort dafür ist Zeitzonenkater. Süß.

Gestern abend waren wir noch einkaufen, und mein lieber Herr Gesangsverein, was ist das hier teuer. Gefühlt noch teurer als Florida.
In solchen Momenten preise ich unsere deutsche Lebensmittelindustrie gepaart mit den entsprechenden Subventionen, die es erschwinglich machen, gesundes Essen zu kaufen.
Fertig gerupfter Salat in der Tüte bitte nur zu besonderen Anlässen, Grillfleisch für eine Person nicht unter 10$, ein großer Becher griechischer Joghurt 5$.
Man muss schon sehr genau suchen, um ein paar erschwingliche Lebensmittel zu finden. Das typische Gummi-Arabikum-Brot gibt's für 1,80$ pro Packung, Kartoffeln kriegt man für 0,99$/lbs, Banane, Melone, Avocado gehen auch.

Ach ja, was ist lbs? Das ist das amerikanische Pfund. 1 lbs = 26 oz (Unzen) = 0,45kg. Da spinnen die Amis ja wirklich, wenn es um Einheiten geht... ich hab mir die Fahrenheit --> Grad Celsius App schon runter geladen.

Mittags gehen wir hier in der Lab-Kantine, dem Bay View Café, essen. Und da wird's richtig saftig: meist zahlt man hier um die 9$ für sein Mittagessen. Zugegeben, deutsche Mensapreise, die auf Studis ausgerichtet und subventioniert sind, versauen einen da. Aber das geht mir dann schon schwer runter, zumal mein deutsches Gehalt nicht an Berkely-Lebenskosten angepasst ist.
Gestern gab es für mich einen Burrito von der Platillos Latinos Theke, heute habe ich ein abgefahrenes Sandwich von der North Bech Deli Theke probiert. Und auch wenn es teuer ist: es ist sehr lecker und absolut hochwertiges Essen, meist sogar organic (=bio).

Gestern Abend habe ich dann bei Livemucke und Craft Beer im "Jupiter" in Downtown den AirBnB-Kumpel vom Freund kennenglernt und wir haben bei Honey Wheat, Hefeweizen, Stout und Amber über Musik, das Leben, Politik und Reisen diskutiert.

Heute geht's zu Barney's zum Burgeressen und wir planen so langsam mal das WE. Ein französischer Kumpel, der mittlerweile in Helsinki wohnt, ist für eine Googlekonferenz hier in der Bay area und wir werden wohl am WE Dinge unternehmen... Point Reyes oder doch Monterey, Footballspiel und Oktoberfest in SF... so viele Entscheidungen zu treffen...
I keep you posted!

Mittwoch, 20. September 2017

Berkeley #01

Ab jetzt kommen ein paar Einträge zu meinem Berkeley-Aufenthalt, eine Art kleines Reisetagebuch also.

Fangen wir vorne an - mit der Anreise:
der Freund empfahl beim Buchen, einen Flug mit Umstieg in Europa zu buchen (DUS-SFO direkt gibt es glaube ich gar nicht), um zu vermeiden, dass man den Anschlussflug verpasst, falls die Einreise länger dauert.
Bei meinen 2 Reisen nach Florida wurden wir bei der Einreise - nach längerem Warten in der Schlange - mehrmals interviewt, warum wir hier sind, wieviel Bargeld, welche Jobs in Dland wir haben, was genau wir in den USA machen wollen, wie lange wir bleiben, wo wir untergebracht sind und und und.
Die Einreise am SFO dageegen: tiefenentspannt. "Wie lange bleiben Sie?" plus FIngerabdrücke scannen - und fertig. Hat alles in allem 3 Minuten gedauert, nachdem ich nur 10 Minuten in der Schlange stand. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht hatte ich Glück mit einem entspannten Immigration Officer, vielleicht ist es auch die kalifornische Gelassenheit.

Nach dem obligatorischen Selfie vom Airport erstmal in die BART (Bay Area Rapid Transportation). Da hab ich dem Freund schon was voraus: Monsieur ist bis jetzt nur Mietwagen oder Uber gefahren. Für $9,50 kann man vom SFO bis nach Berkeley in 50 Minuten reisen. Uber wäre zur Hauptverkehrszeit mit verstopfter Bay Bridge (Brücke zwischen San Francisco und Oakland über die Bucht) auch nicht schneller und deutlich teurer gewesen. Und wie ich das so häufig sage: dann fühlt mich gleich wie ein "local", wenn man den ÖPNV nutzt. In SF ist die BART zwar unteriridisch, aber davor und danach kann man rumgucken. Der Zug ist schon bisschen abgeranzt und laut. Doch entgegen der Ankündigung des Freundes waren durchaus ganz normale Leute unterwegs und nicht nur Alkies & Junkies. Auf meine Uber-Kosten kam ich dann trotzdem: an der Haltestelle Berkeley Rockridge wurde ich netterweise mit einem Uber vom Freund abgeholt. Juchuuu!

Weil ich zu müde war (in der Nacht vor der Reise nicht geschlafen, um dem Jetlag vorzubeugen, und dann auf der Reise wenig gepennt, weil laut, unbequem, aufgeregt), blieb es beim Sonnenuntergang auf der Terasse bei Nudelsalat und IPA, was auch schon ziemlich genial war.

Just the #goldengatebridge - view from the terasse for the next 2 weeks

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Heute (Mittwoch) habe ich schon kurz den einen Mitbewohner des Freundes kennengelernt, bin Shuttlebus zum Lab gefahren, habe in der LBNL Cantine einen monsterscharfen Burrito zum Mittag gegessen und die Arbeitskollegen kennengelernt. Ich darf hier oben am Lab als Gast sein und kann von hier aus brav an meiner Doktorarbeit schreiben.

Ein bisschen Matsche bin ich noch vom Jetlag und der Reise. Und permanent herrscht Reizüberflutung, weil ich alles sehen, verstehen und erinnern will.

Mitbringsel für die Mitbewohner: Marzipan und Schoki aus Deutschland. Marzipan ist wohl sowas Europäisches. Kein Plan, ob die das mögen. Wenn man die GIlmore Girls fragt: nein. Wenn man mich fragt: Jaaaaa.

Montag, 14. August 2017

Nikeata Thompson sagt was krass Schlaues über Hautfarben

Ich fand Nikeata Thompson schon als Jurorin bei "Got to dance" (einzige TV-Sendung, die ich seit Langem und für lange Zeit gerne und aktiv geschaut habe) klasse: was für eine Energie und Lebensfreude diese Frau hat!
Jetzt hab ich mich gleich wieder in sie verbegeistert, und zwar beim Hören der "Hotel Matze"-Folge mit ihr. Unbedingt anhören! Wenn sie lacht, freu ich mich gleich mit.
Eine Passage möchte ich ganz explizit zitieren: sie spricht in der Podcastfolge auch über Rassismus und Diskrimierung und was ihr diesbezüglich so passiert ist. Und sagt bei diesem Thema etwas total Schlaues zum Thema Hautfarbe, was sie als Kind immer dachte:
"Hä? Warum sagen die 'farbig'? Die Weißen sind farbig für mich. Ihr werdet rot. Ihr könnt blau werden. Ihr werdet eine Kalkleiste, wenn euch schlecht ist. Wenn du dich stößt, dann wird das auch noch lila und gelb. Das ist total verrückt für mich. Wenn du in die Sonne gehst, wirst du braun. [...] Ihr könnt wirklich die Farbe ändern."
Die Welt mit Kinderaugen gesehen. So wahr.

Blöd genug ist leider, dass ich das überhaupt erwähnenswert finde. Es ist noch ein langer Weg, bis sowas nicht mehr Thema sein muss. Diskriminierung ist erst vorbei und besiegt, wenn solche Geschichten nicht mehr erzählt werden MÜSSEN aufgrund ihrer besonderen Botschaft. Weil es eben normal sein sollte, das wir alle genau so unterschiedlich und vielfältig sind, wie wir eben sind. Erst, wenn Herkunft, Religion, Hautfarbe, Geschlecht keine Rolle mehr spielen, haben wir es geschafft. Also immer weiter hoffen und diese Normalität selbst leben.

Dienstag, 27. Juni 2017

Finanzielle Unabhängigkeit

Bei Twitter bin ich auf einen sehr coolen Beitrag gestoßen: es geht um die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen, insbesondere, wenn eine Ehe oder Beziehung auseinandergeht.

Das Interview bei Edition_F hat mich zum Blog Madame Monneypenny und der gleichnamigen Facebookgruppe geführt.
Ich bin zwar im Moment finanziell unabhängig und arbeite in einem Sektor, der mir das auch wahrscheinlich immer erlauben wird.
Doch schon alleine, um Freundinnen in meinem Umfeld zu helfen und diese tolle Initiative zu verbreiten, will ich das hier erwähnen. Und man weiss ja nie, ob das Thema mich nicht doch mal treffen wird... ich kann jetzt schon nicht so knorke mit Geld umgehen. Ich kann mir also sicher ein paar Tipps abholen.
Netzwerk, Baby!
Einzig die Tatsache, dass die Gruppe nur für Frauen zugänglich ist, finde ich problematisch. Mit immer mehr Männern, die Elternzeit nehmen und Frauen, die Karrieren machen, werden in Zukunft sicher auch ein paar Männer sich dieser Frage stellen müssen. Na gut, die können immerhin das Blog lesen und eine eigenen Gruppe aufmachen...

Tolle Initiative, liebe Natascha Wegelin!